Dass sie derart kurz auf dem Platz stehen würde, hätte die 28-jährige Angelique Kerber sicherlich nicht gedacht. Im ersten Durchgang liess die Kielerin ihrer an Position 120 der Weltrangliste geführten Gegnerin nicht den Hauch einer Chance. Zu Beginn des zweiten Satzes ging es für die drei Jahre jüngere Polona Hercog einfach nicht mehr weiter. Ihr Körper musste der brüllenden Hitze von New York Tribut zollen. Was bleibt am Ende? Kerbers Statistik kann sich durchaus sehen lassen. Einzig die Quote über den ersten Aufschlag muss für kommende Aufgaben besser werden. Vermutlich wird in Runde drei Sara Errani (Nr. 27) warten. Gegen die Italienerin muss die Linkshänderin noch präziser servieren. Beinarbeit, Lockerheit und die Aggressivität von der Grundlinie stimmten heute schon.

Auf dem Weg zum Seitenwechsel unterhält sich die Slowenin mit der Schiedsrichterin und gibt kurze Zeit später aus. Damit zieht Angelique Kerber nach insgesamt nur 32 Minuten in die zweite Runde der 135. US Open ein. An dieser Stelle bleibt Polona Hercog eine gute Besserung und schnelle Erholung zu wünschen.

Zum ersten Mal hat Kerber bei ihrem Service-Game nicht hundertprozentig souverän gewirkt. Am Ende zählt jedoch das Ergebnis und das passt. 1:0 für die Deutsche im zweiten Satz.

40:30, weil Polona Hercog zwei starke Aufschläge nicht verarbeiten kann. So einfach kann Tennis manchmal sein.

Kerbers achter Winner gestaltet die Situation bei eigenem Aufschlag wieder freundlicher. Trotzdem steht es aus ihrer Sicht noch 15:30.

Spiel und erster Satz: Angelique Kerber! Nach nur 27 Minuten hat die favorisierte Deutsche ihren ersten Satzball gegen eine vollkommen chancenlose Gegnerin genutzt. Dieses 6:0 im ersten Durchgang ist eine wahre Kampfansage der deutschen Fed-Cup-Spielerin an die Konkurrenz. Zwar ist bei "Angie" nur jeder zweite erste Aufschlag ins Feld gekommen, aber bei diesem hat sie keinen einzigen Punkt abgegeben. Zudem ist das Verhältnis von sieben Winnern zu zwei Unforced Errors überragend. Ihre Kontrahentin kommt hier auf zwei Gewinnschläge und neun Fehler ohne Not.

Weiter geht´s! Hercog selbst hat Aufschlag und liegt schon wieder 15:30 hinten.

Beim Gespräch mit den medizinischen Betreuern nimmt die Slowenin sehr viel Wasser zu sich. Ausserdem kühlt sie ihren Nacken sowie die Oberschenkel mit Eis. Hoffentlich ist es nichts Schlimmeres.

Nun ist es offiziell! Polona Hercog hat eine Medical Timeout genommen. Während ihr der Blutdruck gemessen und offenbar Tabletten für sie bereitgestellt werden, sitzt Kerber ruhig auf der Bank und fokussiert sich weiter.

Offenbar scheint der 1,85 Meter grossen Spielerin die Hitze zuzusetzen. Aktuell wird Polona Hercog medizinisch betreut. Ob sie weitermachen kann, ist jetzt noch nicht abzuschätzen.

Nun serviert die 25-jährige Hercog bereits gegen den Satzverlust. Viel länger als 20 Minuten wird der erste Durchgang nicht dauern.

Ohne Punktverlust bringt die Linkshänderin auch das fünfte Spiel über die Bühne. Hier und heute wird sie keinerlei Körner lassen. Sie ist von Kopf bis Fuss auf Titeljagd eingestellt.

Angelique Kerbers Beinarbeit, ihre Konstanz sowie ihre präzisen Grundlinenschläge sind nicht erst seit ihrem Melbourne-Triumph gefürchtet. Nach dem verpassten Einzel-Gold in Rio und dem verlorenen Finale von Cincinnati war die Kielerin müde. Wenn sich die Deutsche auf ihre Stärken konzentriert und der Körper mitmacht, gewinnt sie die US Open und stösst vielleicht sogar Williams vom Tennis-Thron und wird neue Weltranglistenerste. In Runde drei würde wahrscheinlich mit Sara Errani (Nr. 27) der erste richtig grosse Gradmesser warten.

Doppelbreak für die Favoritin! Standesgemäss sichert sich die Weltranglistenzweite dieses Break mit einem Rückhand-Winner, der genau auf die Linie klatscht. Inzwischen ist eine Viertelstunde absolviert. Bringt Kerber das nächste Service durch, ist der erste Satz definitiv in trockenen Tüchern.

Zum zweiten Mal geht es in diesem vierten Spiel über Einstand, weil Polona Hercog in den Schlägen länger wird und hin und wieder selbst Winner setzen kann.

Was für ein Ballwechsel. Sehenswert erläuft Kerber einen Stopp und setzt zum Longline-Passierschlag an. Diesen kontert die Dame aus Slowenien, zieht nach zwei weiteren Schlägen aber den Kürzeren, weil die Deutsche immer einen Schritt schneller ist. Kerber, die komplett in die Sonne gucken muss, verschlägt einen vermeintlich leichten zweiten Aufschlag und lässt zunächst einen Breakball aus. Einstand!

Diesmal gerät ein Inside-Out der Kielerin zu kurz, sodass Hercog per Rückhand-Longline kontern kann. 30:30 und vielleicht gleich der erste Spielgewinn für die Nummer 120 der Welt?

Weiterhin geht es Schlag auf Schlag! 0:30, weil die Aufschläge von Polona Hercog zu langsam und nicht genau genug kommen. Sofort macht "Angie" den Druck und reisst die Rallyes an sich.

Während Kerber bislang stark von ihren guten ersten Aufschlägen profitiert hat, kommt Polona Hercog über ihr Service-Game noch nicht zum Zuge. Wenn der erste Aufschlag kommt, holt die drei Jahre jüngere Spielerin nur jeden dritten Punkt.

Ohne Worte! Deutschlands Nummer eins bei den Damen lässt nichts anbrennen, macht kaum bis gar keine Fehler und prügelt präzise auf die gelbe Filzkugel ein. So darf es gerne weitergehen. Sechs Minuten stehen auf der Uhr.

Kerber hat erst einen vermeidbaren Fehler begangen. Ihre Kontrahentin steht bereits bei sieben Unforced Errors. Zudem erbeuten die Deutsche über den ersten Aufschlag wesentlich mehr Punkte und präsentiert sich entschlossener.

Und da ist das Break für die Linkshänderin! Nach einem schwachen Aufschlag der Slowenin, macht die Deutsche kurzen Prozess und punktet mit einem wuchtigen Schlag von der Grundlinie. Gerade einmal vier Minuten sind hier gespielt.

Geschickt unterbricht Polona Hercog eine Rallye durch einen Slice an die Linie. Kerber wird auf der Rückhandseite kalt erwischt und verschlägt. 30:30.

Aus einem 15:0 für die Slowenin macht Kerber blitzschnell ein 15:30, weil sie aggressiv und lang durch die Bälle geht.

Zu Null hat die Favoritin ihr erstes Service-Game hier durchgebracht. Ihre Gegnerin hat gleich vier Fehler gemacht und sollte bereits gemerkt haben, dass "Angie" heiss auf einen klaren und schnellen Sieg ist.

Nach wenigen Sekunden steht es bereits 40:0 für die Deutsche. Wahnsinn!

Hercog hat den Münzwurf gewonnen und sich für den Return entschieden. Kerber serviert. Aus geht´s!

Nach wie vor befinden sich kaum Menschen im grössten Tennisstadion der Welt. Mal sehen, ob sich das gegen Ende dieser Partie ändert, denn dann spielt der zweifache US-Open-Sieger Rafael Nadal sein erstes Spiel in New York.

Beim Münzwurf ist aufgefallen, dass Polona Hercog fast zehn Zentimeter grösser ist als "Angie" Kerber. Ob ihr das heute hilft? Vermutlich nicht. Allerdings hat die Dame aus Slowenien das letzte Aufeinandertreffen der beiden im Jahre 2011 gewonnen und liegt in der Gesamtstatistik nur mit 2:3 hinten.

Polona Hercog ist 25 Jahre alt und die aktuelle Nummer 120 der Welt. 2011 und 2012 holte der Schützling von Zeljko Krajan den Titel im schwedischen Bastad – die bisher einzigen Triumphe im Einzel auf der WTA-Tour. Daneben gab es elf ITF-Titel, wobei der letzte auch schon über drei Jahre her ist. Bei einem der vier Majors kam Hercog noch nie über die dritte Runde hinaus. 2013 stand sie hier in Flushing Meadows im Achtelfinale. Seitdem nahm sie lediglich an vier weiteren Grand-Slam-Turnieren teil und flog immer zum Auftakt raus.

Polona Hercog und Angelique Kerber haben in diesem Moment den Centre Court betreten. Kurz zuvor hat Kerber in einem Interview gesagt, dass sie Rio gedanklich erst einmal wegschieben müsse. "Heute ist ein neuer Tag, ein neues Match. Ich will rausgehen und gewinnen", so die Deutsche weiter.

Die Linkshänderin liegt im WTA-Ranking lediglich 190 Punkte hinter der US-Amerikanerin Serena Williams. Hätte Kerber das Finale von Cincinnati gewonnen, wäre sie bereits die neue Nummer eins geworden. Dieses Kunststück gelang in den modernen Zeiten der Tenniswelt nur den Deutschen Steffi Graf (1987) und Boris Becker (1991). "Angie" Kerber wird Weltranglistenerste, wenn Williams vor dem Halbfinale ausscheidet oder das Finale bei gleichzeitigem Viertelfinaleinzug der Deutschen nicht erreicht. Garbine Muguruza und Agnieszka Radwanska machen die Rechnerei um die Spitzenposition bei den Damen komplizierter und könnten bei einem frühen Ausscheiden der beiden selbst die Weltrangliste anführen.

Sechs der insgesamt zehn deutschen Spielerinnen im Hauptfeld kommen heute zum Einsatz. Trotzdem sind alle Augen nur auf die Weltranglistenzweite und Silbermedaillengewinnerin von Rio gerichtet. Angelique Kerber hat nach den Finalniederlagen von Rio und Cincinnati neue Kraft getankt. Die 28 Jahre alte Kielerin könnte ein ohnehin schon überragendes Jahr nicht "nur" mit dem Titel in New York veredeln, sondern die erste Deutsche seit Steffi Graf werden, die die Weltrangliste anführt.

Hallo und ganz herzlich willkommen zum zweiten Spiel auf dem grössten Court der Anlage: dem Arthur Ashe. Angelique Kerber startet ihre "Mission Nummer eins der Welt" mit einer Pflichtaufgabe gegen die slowenische Aussenseiterin Polona Hercog (WTA-Ranking Nr. 120). In wenigen Minuten werden die Spielerinnen auf dem Centre Court erwartet.