Fazit
Die Fiorentina sorgt für einen Paukenschlag im Topspiel und weist den FC Inter mit einen verdienten 4:1 im San Siro in die Schranken. Die Viola hatte sicherlich Glück, bereits früh durch einen Elfmeter in Führung gehen zu können, erspielte sich diesen Sieg aber in der Folge durch eine tadellose Leistung, indem Inters Unkonzentriertheiten sauber und eiskalt genutzt wurden. So war das Spiel bereits nach einer halben Stunde entscheiden, auch das zwischenzeitliche 1:3 durch Icardi war durch die 60 Minuten in Unterzahl nicht mehr als ein Strohfeuer für die Gastgeber. Inter wird nun sicherlich von den Gazzetten zerrissen, hat aber nach wie vor 15 Punkte auf dem Konto und liegt nun punktgleich mit dem neuen Spitzenreiter aus Florenz auf Rang zwei.

Trotz des Ballgeschiebes gibt es noch zwei Minuten Nachspielzeit, die auf dem Rasen aber eher schlafend vergehen dürften.

Gelbe Karte für Marcos Alonso (ACF Fiorentina)

Weiterhin gefühlte 80% Ballbesitz für die Gäste, die sich die Kugel aber nach wie vor gerne hinten rum zuspielen. Auch auf den Rängen will das kaum noch jemand sehen, die Zuschauer verlassen wie nach einen Schlusspfiff das San Siro.

Dreifachtorschütze Kalinić scheint noch nicht genug zu haben und versucht es nach einem feinen Zuspiel von Gilberto mit einem Flachschuss auf die lange Ecke, aber Handanovič zeigt, dass er für gewöhnlich ein klasse Keeper ist.

Angesichts des kommenden Programms für Inter könnten die Nerazzurri nun ganz schnell durchgereicht werden. Nach dem schwierigen Gastauftritt bei Sampdoria nächste Woche geht es im nächsten Heimspiel gegen Juventus zu Sache. Mit einer Leistung wie der heutigen wird auch das kriselnde Juve keine Probleme haben, die drei Punkte aus Mailand mitzunehmen.

Gelbe Karte für Gary Medel (Inter)

Tooor für ACF Fiorentina, 1:4 durch Nikola Kalinić
Deckel drauf, jetzt ist das Ding endgültig gegessen. Der Krote kombiniert sich mit Iličič durch die aufgerückte Inter-Defensive und kommt nach einem Doppelpass frei vor dem Kasten zum Abschluss - sicher links unten versenkt.

Roncaglia scheint sich ohne Gegnereinwirkung verletzt zu haben und möchte mit der Trage herausgebracht werden.

Der Treffer Inters scheint doch nur ein Strohfeuer gewesen zu sein, denn nach dem Tor konnten die Gastgeber den Ball kaum einmal von den ballsicheren Beinen der Gäste entführen und eigens nach vorne tragen. Es ist ein einziges Hinterherlaufen in dieser Phase.

Gelbe Karte für Nikola Kalinić (ACF Fiorentina)
Der Kroate spielt den Ball mit der Hand und sieht zurecht Gelb.

Die Gastgeber scheinen von Mancini auf die Mütze bekommen zu haben und reiben sich nun weitaus mehr auf als im ersten Durchgang. Spielkultur kommt dabei nicht heraus, aber so ist zumindest noch etwas Würze in der Partie. Inter muss hoffen, dass die ACF hier noch nachlässiger wird im Laufe des zweiten Abschnitts.

Die Zuschauer geben nun immerhin etwas Lautstärke ins weite Rund, leise Hoffnung scheint dieser Treffer doch aufkeimen zu lassen. Vielleicht wäre auch die Fiorentina gut beraten, das Ding heute nicht nur zu verwalten, sondern auch mal wieder das Tor auf der anderen Seite anzuvisieren.

Tooor für Inter, 1:3 durch Mauro Icardi
Nach einem Standard kommt Inter zumindest heran! Alex Telles bringt das Ding von links hoch in die Mitte, wo Icardi die Kugel zunächst noch an den Pfosten köpft, dann aber seinen eigenen Ball schneller als Keeper Tătăruşanu abstauben kann zum 1:3.

Die Fiorentina spielt jetzt Schweinchen in der Mitte und scheint sich einen Spass daraus zu machen, den Ball eben nicht nach vorne zum Tor zu spielen sondern möglichst lange im Mittelfeld ohne Ball Verlust zu halten. Für die Zuschauer ermüdend, nimmt das aber schnell Zeit von der Uhr.

Guarín ist einer der wenigen im Mittelfeld, die noch Vollgas geben und jedem Ball hinterherlaufen. Der rotgefährdete Kolumbianer scheint in seiner Ehre gekränkt und denkt nicht an Schadensbegrenzung.

Man wird das Gefühl nicht los, dass die Viola jederzeit nachlegen könnte, wenn sie denn wollten. Sind die Gäste vorne am Strafraum angekommen, wird dann doch meist nochmal zurückgespielt. Ist das Schonung oder Gnade mit den Nerazzurri?

Palacio kann Jovetić bei Inter nicht im Ansatz gleichwertig ersetzen und hatte noch keine einzige gute Aktion. Aber das gilt heute wohl für jeden im Inter-Team. Man ist nach wie vor hoffnungslos unterlegen.

Die ACF wirkt auch in den ersten Minuten des neuen Abschnitts souverän und hält die Kugel sicher in den eigenen Reihen. Inter ist der fehlende Mann immer deutlicher anzumerken, es fehlt einfach eine Anspielstation in der Mitte.

Der Ball rollt wieder, während Mancini zur Pause reagierte: Der rotgefährdete Kondogbia bleibt für Ranocchia in der Kabine. Der eigentliche Kapitän des Teams nimmt die Position Mirandas ein.

Halbzeitfazit
Eine aus Inter-Sicht unheimlich grausige erste Halbzeit endet im San Siro mit einem vollkommen verdienten 0:3 gegen die Fiorentina. Von der ersten Minute an spielten die Gäste aus der Toskana höchst konzentriert und nutzten jeden Fehler der Nerazzurri aus, die im Laufe des Spiels immer mehr den Faden verloren haben. Stellungsfehler, verlorene Zweikämpfe, grobe Fouls: Inter präsentiert sich heute von seiner hässlichsten Seite - man fragt sich, wie dieses Team verlustpunktfrei bleiben konnte. Aus einem Fussballfest wird so eine eindeutige Angelegenheit, die die Fiorentina nur noch einigermassen konzentriert zu Ende spielen muss.

Nun spielt sich die ACF die Kugel lässig zu. Als Torero machen sie Inter weiter verrückt mit ihrem Kurzpassspiel, dessen die Nerazzurri heute überhaupt nicht Herr werden können.

Gelbe Karte für Fredy Guarín (Inter)
Guarín scheint hoch frustriert und steigt mit beiden Beinen gegen Borja ein - da muss eine gehörige Portion Enttäuschung mitspielen beim Kolumbianer, der grosses Glück hat, dass er noch mitspielen darf.

Gelbe Karte für Geoffrey Kondogbia (Inter)
Inter bewältigt seinen Frust mit üblen Fouls. Eben hat Guarín grosses Glück nach einem bösen Foul an Borja Valero, nun steigt Kondogbia unschön ein gegen Iličič. Zurecht gibt es endlich Gelb.

Inter hat jetzt doch mehr vom Spiel, weil sich die Fiorentina eine Ruhepause nach furiosem Beginn gönnt. Dennoch wirkt das ziemlich ideenlos da vorne bei den dunkel gekleideten. Die Tore auf der anderen Seite scheinen tiefe Risse hinterlassen zu haben.

Was war denn das? Ciprian Tătăruşanu im Viola-Kasten tritt nach einem harmlosen Rückpass grob über den Ball und hat Glück, dass die Kugel knapp rechts am Kasten vorbei rollt. Da war der Rumäne wohl bereits im Halbschlaf.

Den folgenden Freistoss tritt Marcos Alonso in die Mauer - dennoch, das Spiel scheint bereits jetzt gegessen, denn Inter ist heute gar nicht auf dem Platz und sollte schleunigst alles daran setzen, hier nicht komplett unter die Räder zu kommen.

Rote Karte für Miranda (Inter)
Unterirdisch! Der Brasilianer kommt einfach nicht hinter Kalinić her nach einem steilen Zuspiel und muss sich als letzter Mann mit den Händen helfen. Das geht so natürlich nicht und zieht zurecht Rot nach sich.

Medel mit einem ganz schwachen Zweikampf gegen den überragenden Iličič, sodass die Fiorentina wieder einen Konter starten kann, doch der Slowene scheint sich bereits zu sicher und bremst ab. Medel kommt hinterher und kann doch noch klären.

Die Fiorentina überrollt den souveränen Tabellenführer im eigenen Stadion und steht aktuell völlig verdient an der Spitze! Inter zerfällt nach nicht einmal einer halben Stunde in seine Einzelteile.

Tooor für ACF Fiorentina, 0:3 durch Nikola Kalinić
Jetzt wird's unheimlich! Marcos Alonso ist einfach viel agiler und spritziger als Perišić auf der linken Seite und bringt das Ding perfekt halbhoch in die Mitte, wo Kalinić schneller als Santon ist und mühelos im Grätschen einschieben kann.

Die Zuschauer reiben sich die Augen - so eine defensive Nachlässigkeit war man bei Inter in dieser Saison nicht gewohnt. Aber Floranz macht das auch klasse und setzt die Gastgeber mit mutigen Powerfussball früh unter Druck. Inter wirkt ratlos.

Tooor für ACF Fiorentina, 0:2 durch Nikola Kalinić
Die Fiorentina legt nach! Torschütze Iličič holt ein ganz feines Ding aus gut 25 Metern heraus und prüft Handanovič in der langen Ecke. Der Keeper kommt gut heran und kann nach oben abfälschen, doch die Kugel senkt sich unglücklich direkt vor dem Kasten herunter, wo der aufmerksame Kroate vor dem leeren Tor nur noch den Fuss reinhalten muss.

Erste Aktion im Strafraum für Inter, aber nachdem Guarín einen zweiten Ball per Fallrückzieher wieder in den Sechzehner bringt, steht Miranda im Abseits, sodass sein Abschluss auf Tătăruşanu bedeutungslos wird.

Die Nerazzurri setzen wie gewohnt auf ihre starke Physis, während man den Gästen ansieht, dass sie technisch Vorteile gegenüber Inter haben. Spielerisch zum Erfolg zu kommen könnte heute schwer werden für die Mailänder.

Błaszczykowski hat sich bei der Viola super eingeführt und macht auch heute wieder Dampf über die rechte Seite. Zuletzt hatte er beim Heimsieg gegen Bologna bereits seinen ersten Ligatreffer in Italien erzielt.

Florenz macht das bisher gut und geht früh an den ballführenden Spieler, sodass kein kontrollierter Spielaufbau stattfinden kann. Nach der Oberschenkelverletzung Jovetićs kurz vor Anpfiff muss Inter nun zwei Schicksalsschläge innerhalb weniger Minuten hinnehmen - das ist bitter für den Ligaprimus.

Heisser Beginn im San Siro! Inter wird bereits früh durch einen Elfmeter geschlagen und muss nun beweisen, dass man auch einem Rückstand hinterherlaufen kann. Das kam in dieser Spielzeit noch nicht vor.

Rein ins Spiel! Der erfahrene Antonio Damato gibt die Kugel frei. Inter stösst in seinen Heimfarben an, während die Viola heute die Bianca darstellt und ganz in Weiss aufläuft.

Tooor für ACF Fiorentina, 0:1 durch Josip Iličič
Der Slowene verwandelt gegen seinen Landsmann sicher rechts oben, keine Chance zur Wiedergutmachung für Handanovič.

Gelbe Karte für Samir Handanovič (Inter)

Elfmeter für die Gäste! Nach einer schwachen Ballbehandlung von Inters Schlussmann möchte Kalinić rechts am Keeper vorbei, wird von diesem allerdings von den Beinen genommen. Da die Aktion jedoch ziemlich weit rechts im Strafraum stattfindet, gibt es nur Gelb für den Slowenen. Glück im Unglück!

Kurzfristig gibt es noch eine Änderung in der Formation der Nerazzurri: Jovetić hat sich beim Warmmachen verletzt und wird durch Palacio ersetzt. Kein unwesentlicher Verlust für den Tabellenführer!

Die Fiorentina hingegen spielt wie unter dem neuen Coach Paulo Sousa gewohnt sehr variabel. So sitzt der noch nicht wirklich überzeugende Rückkehrer Rossi heute zunächst auf der Bank - ebenso wie Sturmtank Babacar, der die Viola zuletzt mehrmals zum Sieg geschossen hatte. Kalinić beginnt dagegen als einzige Spitze und wird vom Ex-Dortmunder Kuba und Iličič unterstützt.

Bei Inter hat sich in den letzten Spielen eine Stammformation gefunden, die auch angesichts der fehlenden internationalen Belastung in diesem Jahr so gut wie durchspielen könnte. Icardi und Jovetić bilden ein brandgefährliches Duo, sodass Palacio nur die Bank bleibt. Im Mittelfeld ist 30 Mio. Mann Kondogbia die erhoffte Verstärkung und in der Innenverteidigung hat der etatmässige Kapitän Ranocchia seinen Platz an Miranda verloren.

Dass die Offensive Spiele, aber die Defensive Meisterschaften gewinnt, lehrt uns auch die zweite Statistik: Denn niemand geringeres als der heutige Gegner aus Florenz stellt derzeit die zweitbeste Abwehr und steht folgerichtig auf dem zweiten Platz im Tableau. Übrigens wurden alle drei Gegentreffer bei der einigen Niederlage am 2. Spieltag beim FC Turin kassiert. Die vier anderen Partien absolvierte die Viola zu Null, und holte auch prompt vier Siege. Mit Ausnahme des AC Mailand, der am ersten Spieltag mit 2:0 geschlagen werden konnte, waren allerdings noch keine Hochkaräter unter den Gegnern. Der heutige Abend stellt, ebenso für Inter, erst den zweiten Härtetest der Saison dar.

Mit fünf Minimalisten-Siegen hat sich der FC Internazionale an die Spitze katapultiert und verkörpert die maximale Punkteausbeute aus fünf Spielen. Besonders überzeugend dabei: die Defensive. Ganze vier 1:0-Erfolge geben Mancinis Konzept recht - lediglich beim 2:1-Auswärtserfolg bei Aufsteiger Carpi musste Keeper Samir Handanovič einen Treffer hinnehmen. Aber auch vorne ist nan nun weitaus schwieriger auszurechnen als letzte Saison: Mit Neuzugang Jovetić, Kapitän und Toptorjäger Icardi sowie die nachrückenden Guarín und Felipe Melo zeichnet sich der Ex-Serienmeister vor allem durch Variabilität im Trefferverzeichnis aus. Es genügt also nicht mehr, Icardi auszuschalten und damit das Offensivspiel der Modestädter lahm zu legen.

Vor allem Inters Lauf ist schon fast beängstigend. Nach drei Seuchenjahren mit Trainerwechseln und peinlichsten Heimniederlagen scheint sich der Champions League Sieger von 2010 nun endlich wieder gefangen zu haben und zur nationalen Spitze zu gehören. Obwohl der indonesische Klubbesitzer Thohir und Coach Mancini noch nichts vom Scudetto hören wollen und auf die noch über 30 zu spielenden Matches verweisen, ist eine erstaunliche Frühform nicht von der Hand zu weisen.

Gestern Abend gewann Napoli gegen Juventus. Okay. Das eigentliche Topspiel des Spieltags findet aber erst heute Abend statt, denn die beiden vor diesem Spieltag Führenden der Tabelle kreuzen im San Siro die Klingen. Dabei hätte wohl kaum ein Experte vor der Saison darauf gesetzt, Inter und die Fiorentina so weit vorne zu sehen angesichts der Konkurrenz aus Turin, Neapel oder Rom, und auch Milan verstärkte sich diesen Sommer erheblich. Diese Teams haben allerdings alle ihre Probleme, während die Nerazzurri und die Viola von Sieg zu Sieg marschieren.