Fazit
Der FC Internazionale legt eine blitzsaubere Vorstellung aufs Parkett und schlägt etwas überraschend die SSC Neapel mit 2:0 in San Siro. Die Nerazzurri übernahmen nach gewohnt verhaltenem Beginn nach einer halben Stunde auch spielerisch die Kontrolle über diese Partie und konnten den eigentlich als spielstärker geltenden Gegner aus Kampanien auch im zweiten Abschnitt souverän kontrollieren - letztlich wäre sogar noch ein Treffer für die Modestädter drin gewesen. Napoli hat sich hingegen heute ohne Tormaschine Higuaín erschreckend harmlos präsentiert und verabschiedet sich damit wohl endgültig aus dem Titelrennen - nun wird es allerdings im Kampf um die Champions League zwischen Neapel, Inter und der Roma immer spannender in den letzten fünf Spieltagen der Serie A!

Callejón kommt endlich mal spritzig mit einem Doppelpass mit El Kaddouri in den Sechzehner durch, wird mit seinem Abschluss allerdings vom tadellosen Abwehrchef Miranda geblockt.

Ein Tor, ein Assist - Icardi hat sich heute den Applaus der Interisti verdient. Ex-Inter-Torjäger Palacio kommt auf seine alten Tage nochmal für einige Minuten auf das satte Grün.

An drei Punkte würde Inter heute bei diesem Ergebnis an die Roma heranrücken, die morgen Mittag in Bergamo bei Atalanta antreten müssen. Dabei werden sowohl Inter als auch Neapel auf einen Patzer der Giallorossi hoffen, denn die Roma steht genau zwischen beiden Teams im Ranking.

Ghoulam versucht es mit einem Fernschuss, aber auch diese sind im zweiten Abschnitt nicht ansatzweise so gefährlich wie in der ersten Halbzeit von Hamšík oder Allan.

Was können die letzten zehn Minuten noch bringen? Nach wie vor scheint Inter dem dritten Treffer näher als die SSC dem Anschlusstreffer. Ohne Higuaín fehlt es der Mannschaft offenbar gewaltig an Offensivpotenzial.

Das Spielniveau nimmt langsam ab, da Napoli überfordert wirkt und die Schultern bereits etwas hängen lässt. Wir sehen mehr und mehr Ballgeschiebe im Mittelfeld.

Gelbe Karte für Dries Mertens (SSC Napoli)

Wer einen Sturmlauf der Kampanier im zweiten Abschnitt erwartet hätte, wird hier gerade eines besseren belehrt: Inter gestaltet das Spiel nach wie vor offen und lässt so gut wie nichts zu von Napoli.

Kondogbia zeigte heute viel Ehrgeiz und Motivation, wirkte dabei aber ab und an zu forsch im Zweikampf und ist bereits verwarnt. Biabiany kommt als Sicherheitsmassnahme Mancinis.

Napoli scheint hier ziemlich überrascht von der forschen Gangart der Gastgeber, die sich hier erstaunlich selbstbewusst und ballsicher präsentieren. Den Gästen werden kaum Räume für einen gepflegten Spielaufbau gelassen.

Gelbe Karte für Geoffrey Kondogbia (Inter)

Reina lässt die Kugel fallen! Der Spanier hat mit einer scheinbar harmlosen Flanke Probleme, verliert den Ball und versucht ihn unorthodox im Liegen mit den Füssen zu klären, schiesst dabei aber den eigenen Mann an. Icardi geht dazwischen, legt auf Jovetić zurück, dessen Heber jedoch noch gerade vor der Linie von Koulibaly weggeköpft werden kann. Konfuse Szene!

Bei den Gastgebern ist heute sowas wie Spielfreude zu sehen - und das kommt bei den Ergebnisfussballern aus der Modestadt in dieser Spielzeit höchst selten vor. Dadurch, dass Napoli weiter offensiv agieren muss hat sich hier ein durchaus munteres Spiel mit Chancen auf beiden Seiten entwickelt.

Inter versteckt sich hier nicht und geht weiterhin mit offenem Visier in die Offensive - das kennt man kaum von den Nerazzurri! Murillo köpft nach einer Ecke von links nur gut einen Meter über den Kasten.

Gelbe Karte für Raúl Albiol (SSC Napoli)

Direktabnahme Callejón! Mertens flankt die Kugel von der linken Seite an die andere Seite des Strafraums, wo Callejón volles Risiko geht und das Leder per Direktabnahme in die lange Ecke ziehen will, damit aber einen halben Meter am linken Pfosten scheitert.

Sarri setzt bereits früh im zweiten Durchgang ein Zeichen und bringt den etatmässigen Stammlinksverteidiger Ghoulam sowie Mertens für Insigne, der wiederum häufig, aber selten so früh ausgewechselt wird. Der gebürtige Kampanier war allerdings eher unauffällig heute.

Napoli versucht nun wieder etwas mehr in Richtung Offensive zu machen, aber die Azzurri bräuchten nun wohl ein schnelles Erfolgserlebnis, um hier noch Hoffnungen zu haben Inter ernsthaft zu gefährden.

Weiter geht es ohne Wechsel in San Siro.

Halbzeitfazit
Inter scheint Napoli heute auch die letzten Fünkchen Hoffnung auf den Scudetto zu nehmen und führt nicht unverdient mit 2:0 gegen die Azzurri aus dem Süden. Nach der frühen Führung machten die Gäste zwar das Spiel, bissen sich allerdings an Inters kompakter Defensive die Zähne aus, bevor Inter gut zehn Minuten vor dem Pausenpfiff nochmal anzog und sich wie aus dem Nichts mehrere gute Möglichkeiten erspielte. Folgerichtig erhöhten die Modestädter kurz vor der Pause auf 2:0 und können nun mit einer glänzenden Ausgangsposition in den zweiten Abschnitt gehen, während Napoli ab sofort nichts anderes übrig bleibt als alles nach vorne zu werfen.

Tooor für Inter, 2:0 durch Marcelo Brozović
Dieses 2:0 hat sich angebahnt! Wieder ist es ein Heber aus dem Mittelfeld auf Icardi, das dieses Tor einleitet! Diesmal kommt der Ball vom starken Perišić, der Icardi ins Zentrum schickt. Der Argentinier leitet die Kugel ohne Abschlussaussicht gut auf rechts auf den Torschüssen weiter, der völlig allein gelassen souverän an Reina vorbei ins linke Eck chippt.

Gelbe Karte für Ivan Perišić (Inter)

Ivan Perišić köpft haarscharf vorbei! Napoli ist plötzlich von der Rolle und lässt eine halbhohe Flanke von Brozović auf der rechten Seite zu, die von niemandem abgefangen wird und somit den Flugkopfball von Perišić am zweiten Pfosten ermöglicht - aber der Versuch rauscht wenige Zentimeter am linken Pfosten vorbei.

Jovetić mit der Möglichkeit im Rückraum! Inter wacht allmählich auf und kommt durch Perišić auf links an die Grundlinie, wo der Kroate Auge beweist und frech in den Rückraum auf den Serben spielt, dessen Direktabnahme allerdings zu zentral auf Reina fliegt.

Die Partenopei bleiben ihrem Ballbesitzlastigen Spiel treu und versuchen die Angelegenheit spielerisch zu lösen - mehr als Distanzschüsse bleiben den Gästen jedoch kaum übrig, es kommt einfach kein Ball in den Strafraum.

Gelbe Karte für Jeison Murillo (Inter)

Endlich mal Inter am gegnerischen Sechzehner: Negatomo setzt sich auf links fein durch und flankt an den Fünfer, wo Icardi jedoch knapp verpasst und Jovetic nicht mit diesem Ball gerechnet hätte - Koulibaly klärt.

Auch Napoli weiss: Das frühe Gegentor ist mit das Schlimmste, was ihnen gegen Inter in diesem Stadion passieren konnte. die Nerazzurri sind unter Mancini defensiv einfach unheimlich schwer zu knacken und haben nach einer Führung selten ein Spiel in dieser Saison abgegeben.

Wieder ein guter Fernschuss der Gäste: Diesmal ist es Allan, der sein Herz in die Hand nimmt und aus gut 30 Metern draufbolzt. Der hätte genau unter die Latte gepasst, aber Handanovič spielt eine herausragende Saison und ist mitverantwortlich für Inters vergleichsweise gute Tabellenposition.

Callejón flankt von rechts, aber ohne Higuaín fehlt den Kampaniern die Präsenz in der Mitte - von Gabbiadini ist heute noch überhaupt nichts zu sehen.

Hamšík mit dem Flatterball! Der slowakische Kapitän sieht gegen die dichte Kette Inters kein Land und muss es mit einem Fernschuss aus 25 Metern versuchen. Der Ball flattert, obwohl in die Mitte des Tores kommend, unheimlich stark und setzt den erfahrenen Handanovič vor grosse Probleme - gerade noch unorthodox mit den Fäusten gerettet vom Slowenen im Kasten.

Gelbe Karte für Jorginho (SSC Napoli)
Der eingebürgerte Italiener mit brasilianischen Wurzeln hält den Schlappen gegen Medel hin und wird dafür zurecht früh mit Gelb versehen.

Insigne versucht es auf der linken Seite mal auf eigene Faust und will mit dem Kopf durch die Wand gegen drei Gegenspieler hindurch, bleibt aber am Körpereinsatz Brozovićs hängen und gibt die Kugel somit zu leicht her.

Neapel versucht zwar nun das Spiel in die Hand zu nehmen, aber Inter steht wie erwartet kompakt und lässt den Azzurri nicht viel Raum zur Entfaltung ihren vertikalen Spiels. Auch die Standards verpuffen bislang wirkungslos.

... Jorginho schlenzt das Leder an den zweiten Pfosten, doch Koulibaly verursacht dort ein Stürmerfoul und wird von Schiri Rocchi abgepfiffen.

Gelbe Karte für Yuto Nagatomo (Inter)
Der Japaner bekommt auf seiner linken Seite die Hand an den Arm und verursacht somit einen Freistoss für Napoli am Strafraumeck...

Das Konzept des Tabellenvierten ist bereits in den ersten Minuten klar zu erkennen: Icardi stellt sich vorne rein und wartet auf lange Bälle aus dem Mittelfeld. Einmal hat es schon geklappt, und eben hätte der Stossstürmer um ein Haar wieder Koulibaly verladen.

Der immer noch amtierende Torschützenkönig Icardi hat damit übrigens wieder 15 Tore auf dem Konto. Dabei war der Argentinier vor allem zu Beginn der Saison in einer Krise und fand sich des öfteren auf der Bank wieder. Nun hat der junge Inter-Kapitän allerdings wieder seine gewohnte Form erreicht.

Damit hätten wohl die wenigsten gerechnet: Inter hat das Spiel nun durch den Treffer in der Hand und kann die Neapolitaner stärker noch als ohnehin schon erwartet kommen lassen, wodurch sich wertvolle Räume für das Konterspiel der Nerazzurri ergeben könnten. Das ist Inters Spiel.

Die Gäste versuchen gleich Tempo ins Spiel zu bekommen und gehen früh auf den Ball. So erwarten wir das Spiel: Inter vorsichtig und schnell konternd, während Napoli das Spiel macht.

Tooor für Inter, 1:0 durch Mauro Icardi
Eine haarige Entscheidung bringt die frühe Führung für die Gastgeber! Medel beweist Auge und hebt die Kugel aus dem Mittelfeld an den Elfmeterpunkt, wo Icardi völlig allein gelassen steht, die Pille technisch stark aus der Luft holt und über Reina hinweg ins Netz legt. Aber bei genauerem Hinsehen ist zu erkennen, dass der Argentinier knapp im Abseits steht - das Tor hätte also nicht zählen dürfen!

Gianluca Rocchi gibt das Spiel frei! Inter wie gewohnt in Schwarz-Blau, während heute auch die Gäste aus Neapel in ihren Himmelblau bleiben können, kombiniert mit weissen Hosen.

Die Nerazzurri konnten im Übrigen seit inzwischen sechs Ligaspielen keinen Sieg mehr gegen die Azzurri aus dem Süden des Landes feiern. Der unglücklichen Ligabilanz steht jedoch das Pokalviertelfinale dieser Saison gegenüber, als sich Inter völlig überraschend mit 2:0 bei den heimstarken Kampaniern durchsetzen konnte und ins Halbfinale einzog, wo dann jedoch unglücklich im Elfmeterschiessen gegen Juve Endstation war. Dennoch: Inter weiss als eines der wenigen Teams in Italien in dieser Saison, wie man Napoli bezwingen kann.

Napoli muss heute zwangsweise seine seit Monaten eingespielte erste Elf verändern: Während links hinten Ghoulam heute eine Pause von Chefknurrer Sarri erhält und dafür der Kroate Strinić auflaufen darf, wiegt in der Spitze vor allem der Ausfall von Liga-Toptorjäger Higuaín (30 Treffer) schwer. Letzte Woche gegen den Tabellenletzten Hellas konnte er zwar gut von Gabbiadini ersetzt werden, heute gegen eine Spitzendefensive wie derjenigen Inters wird die Sperre aus dem Udine-Spiel jedoch besonders schmerzlich für die Gäste. Wir werden sehen, ob sich Napoli also heute im Gegensatz zur eigentlichen Spielweise eher zurückziehen und auf Konter lauern wird, um Callejón und Insigne besser einzusetzen.

Inter kann aus dem Vollen schöpfen und bringt vor seine stabile Viererkette mit den starken Murillo und Miranda Staubsauger Medel sowie die etwas offensiveren Brozović und Kondogbia auf den Rasen. Den Dreiersturm bilden neben Torjäger Icardi heute erneut Ex-Wolf Perišić auf der linken Aussenbahn sowie Jovetić über rechts, wobei der Serbe seit Montaen im Formtief steckt und auch heute eher aus Mangel an Alternativen aufgeboten wird. Neuzugang Éder (12 Saisontore für Samp, für Inter noch gar keins) und Palacio sind kaum besser derzeit.

Konstanz ist in dieser Saison eigentlich auch ein Stichwort für die Neapolitaner. Lange Zeit hielten sie Juventus auf Schlagdistanz und schienen das Rennen um den Scudetto bis zum Schluss spannend zu machen. Erst die Niederlage in Udine vor zwei Wochen liess den Kontakt auf die Spitze etwas im Wasser verlaufen - denn Juve siegte weiter stramm in Serie. Der 3:0-Erfolg gegen Hellas Verona war letzte Woche die richtige Antwort; nun sind die Kampanier wieder in Lauerstellung und erwarten angesichts eines mässig schweren Restprogramms durchaus noch Nervenkitzel im Kampf um den Meistertitel.

Dass diese Aufgabe jedoch keine leichte wird, liegt vor allem am Champions-League-Sieger von 2010: Inter hat sich in den letzten Runden gemausert und seine Konstanz vom Saisonbeginn zum Teil wiedergefunden - zuletzt gab es mit Ausnahme des 1:2 gegen Torino wichtige Siege im Kampf um einen internationalen Startplatz zu bejubeln. Angesichts von sechs Punkten Rückstand auf die Roma auf Platz drei könnte mit etwas Glück auch noch die Königsklasse für die Modestädter drin sein - dabei hatte man sich in den letzten Jahren schon daran gewöhnt, den FC Internazionale nicht in der CL zu sehen.

Auch die italienische Serie A biegt sechs Spieltage vor Schluss in die Zielgerade der Saison ein. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren thront Seriensieger Juventus in dieser Spielzeit nicht uneinholbar auf dem ersten Platz - zwar sind es nach wie vor sechs Punkte, die die Turiner von Neapel trennen, dennoch zeigen sich die Partenopei kämpferisch und geben den Titel noch nicht auf. Ein Sieg heute im Guiseppe Meazza wäre zumindest der erste Schritt, die Alte Dame wieder unter Druck zu setzen und vor allem auch die Roma auf Platz drei auf Abstand zu halten.