Fazit:
Borussia Mönchengladbach verpatzt nach vier Liganiederlagen zum Auftakt auch die Premiere in der Champions League: Beim 0:3 in Sevilla wurden die Fohlen zeitweise vorgeführt. Konnten sie zur Pause mit viel Glück ein torloses Unentschieden halten, begann der Untergang 20 Sekunden nach Wiederanpfiff. Nach einem fragwürdigen Strafstosspfiff brachte Gameiro die Rot-Weissen nach vorne (47.). Von zwei weiteren Elfmetern, beide berechtigt, verwandelten die Hausherren einen und waren somit endgültig auf der Siegerstrasse (66.). Die schwarz-weiss-grüne Defensive war vollkommen überfordert und nach vorne ging in Durchgang eins noch weniger als vor dem Seitenwechsel. Zu allem Überfluss patzte in der Schlussphase auch noch Yann Sommer, als er eine Konoplyanka-Flanke ins Netz faustete (84.). Sevilla, das ohne grosses Selbstvertrauen in den Abend gegangen war, konnte sich heute eine breite Brust herausspielen. Mönchengladbach war eine Klasse schlechter und hat nun vor dem Derby in Köln noch mehr Druck. Einen schönen Abend noch!

Die Nachspielzeit beträgt zwei Minuten.

Gelbe Karte für Steven N'Zonzi (Sevilla FC)
N'Zonzi steigt gegen Drmić von hinten ohne Rücksicht auf Verluste ein. Der tschechische Unparteiische, der mit dem ersten Strafstoss eine grosse Fehlentscheidung hatte, zeigt zum vierten Mal an diesem Abend Gelb.

Das Heimteam wird gefeiert; im Gästeblock ist es still geworden. Die Fohlen werden mit einer weiteren deutlichen Niederlagen zum rheinischen Derby am Samstag in Köln antreten.

Es ist ein Königsklassenauftakt zum Vergessen aus Gladbacher Sicht - jetzt hat auch noch der ansonsten starke Schlussmann Sommer gepatzt. So langsam nähert sich das Ergebnis den tatsächlichen Kräfteverhältnissen auf dem Rasen an.

Tooor für Sevilla FC, 3:0 durch Evgen Konoplyanka
Konoplyanka trifft wenige Sekunden nach seiner Einwechslung! Nach einer kurz ausgeführten Ecke will der Neuzugang aus Dnipropetrovsk von rechts eigentlich nur auf den ersten Pfosten flanken. Die Kugel fliegt auf die kurze Ecke, wo sich Sommer das Ei eigenhändig ins Netz legt.

Immobile scheitert an Sommer! Mit Lupfern werden die Gladbacher Verteidiger im eigenen Strafraum vorgeführt. Nach Flanke von der linken Grundlinie nickt der Italinier aus sieben Metern zentral auf den Kasten. Sommer reisst die Arme hoch und rettet!

Selbst mit halber Kraft sind die Andalusier noch deutlich überlegen. Für Sevilla beginnt die Saison heute mit dieser starken Leistung gegen ein überforderten Gegner. Die Fohlen waren der perfekte Aufbaupartner für den Titelgewinner der Europa League.

Gelbe Karte für Reyes (Sevilla FC)
Reyes kommt nach einer Flanke von rechts am zweiten Pfosten nicht ganz mit dem Kopf heran und nimmt die linke Hand zu Hilfe, mit der er nicht einmal netzen kann. Gelb sieht der Ex-Real-Akteur dennoch.

Sevilla hat einen Gang heruntergeschaltet und sieht wohl von einem Schützenfest ab. Der Abend ist für alle Schwarz-Weiss-Grünen schon bitter genug; insofern ist die Vermeidung weiterer Gegentreffer bereits erfreulich.

Nico Schulz, kurz vor Transferschluss aus Berlin geholt, läuft erstmals für Mönchengladbach auf.. André Hahn geht vom Feld. Die Borussia wird jetzt in Ruhe gelassen und kann das Geschehen gerade etwas weiter vom eigenen Kasten halten.

Kevin Gameiro, der in Halbzeit eins einige gute Chancen hatte und von Jantschke und Co. selten behrrscht werden konnte, wird unter stehenden Ovationen in den Feierabend verabschiedet. Sein Ersatz heisst Ciro Immobile, der nach seinem Gastspiel in Dortmund auf Bewährung ist.

Für die Fohlen kann es in der Endphase nur noch darum gehen, eine Klatsche zu vermeiden. Sie haben sich nach dem Seitenwechsel vorführen lassen und müssen sich den letzten Rest Stolz für das rheinische Derby am Samstag bewahren.

Tooor für Sevilla FC, 2:0 durch Éver Banega
Banega verwandelt sicher zur Vorentscheidung! Der Argentinier läuft in aller Ruhe an, lässt Sommer nach rechts springen und schiebt dann mit mittlerer Geschwindigkeit in die flache linke Ecke. Jetzt dürfte der Heimsieg durch sein!

Strafstoss Nummer drei für Sevilla! Jantschke verpasst es nach einer halbhohen Hereingabe von links, sauber zu klären. Er kommt dann mit seiner Grätsche zu spät gegen Vitolo und holt ihn deutlich von den Beinen. Auch hier liegt der Unparteiische richtig.

Das Aufbauspiel der Borussen hat diesen Namen eigentlich nicht verdient. Was sich die Spieler im Zentrum zurechtstümpern, wäre auch auf niedrigerem Niveau nicht konkurrenzfähig. Die Situation hat sich in Durchgang zwei noch verschärft: Gladbach ist mit 0:1 sehr gut bedient.

Reyes zieht von der rechten Aussenbahn mit Tempo nach innen und holt zum Linksschuss auf die obere rechte Ecke aus. Der wuchtige Versuch rauscht knapp über den Querbalken; Sommer wäre wahrscheinlich zur Stelle gewesen.

Sevilla leistet sich durchaus den ein oder anderen Fehlpass vor der Mittellinie, der die Fohlen zu Kontern einladen könnte. Da in der Folge jedoch kaum Akteure nachrücken, entstehen deutlich Unterzahlsituation ohne realistische Chance auf Abschlüsse.

So leicht, wie die Gastgeber bis zur Grundlinie durchkommen, ist der zweite Treffer nur noch eine Frage der Zeit. Mönchengladbach ist hier mindestens eine Klasse schlechter und nach dem Gegentor noch unsicherer auf den Beinen.

Banega will einen Freistoss aus dem linken Halbfeld im linken Winkel unterbringen. Der Schlenzer ist zu niedrig angesetzt und hat zudem eine geringe Geschwindigkeit. Keine echte Prüfung für Yann Sommer.

Nach der anfänglichen Hektik kehrt gerade ein wenig Ruhe ein. Dennoch ist der Strafraum der Fohlen weiterhin stark unter Beschuss. Sevilla hat das Tempo verschärft und muss eigentlich schon mit zwei weiteren Toren vorne liegen.

Raffael verpasst aus 15 Metern! Der Brasilianer erobert die Kugel im Mittelfeld und probiert's dann mit Unterstützung von Hazard gegen vier Andalusier. Tatsächlich springt ein ordentlicher Abschluss heraus, den Raffael nur knapp neben den linken Pfosten setzt.

Gelbe Karte für Lars Stindl (Bor. Mönchengladbach)
Stindl lässt sich nach einem verlorenen Zweikampf zu einem Tritt gegen Krychowiak hinreissen, für den er auch vom Plätze hätte fliegen können. Solche Frustaktionen werden das Ruder nicht herumreissen können.

Mönchengladbach wird nach dem Seitenwechsel ähnlich stark überrannt wie in Durchgang eins. Man ist noch gar nicht wieder wach und kann sich glücklich schätzen, dass die Vorentscheidung noch nicht gefallen ist. Aktuell fällt es aber sehr schwer, an ein Comeback der Fohlen zu glauben.

Elfmeter verschossen von Kevin Gameiro, Sevilla FC
Gameiro lässt die Borussia am Leben! Bei seinem zweiten Versuch entscheidet er sich für eine wuchtigere Variante, die einen Tick zu hoch angesetzt ist. Er trifft die Unterkante der Latte, von wo das Spielgerät knapp vor die Linie springt. Im Gewusel begehen die Hausherren ein Offensivfoul.

Und der nächste Elfmeter für die Gastgeber!

Gelbe Karte für Yann Sommer (Bor. Mönchengladbach)

Gelbe Karte für Roel Brouwers (Bor. Mönchengladbach)
Vitolo zieht von rechts mit Tempo in den Sechzehner ein, schlägt einen Haken und wird dann von Brouwers unsanft gestoppt. Diese Entscheidung ist diesmal definitiv richtig.

Tooor für Sevilla FC, 1:0 durch Kevin Gameiro
Gameiro trifft zum 1:0 für die Andalusier! Der Franzose befördert das Spielgerät mit dem rechten Innenrist unter das halbrechte Dach. Sommer hat die falsche Seite gewählt und kann deshalb nichts machen. Die Führung ist verdient, das Zustandekommen zweifelhaft!

22 Sekunden nach Wiederanpfiff gibt es Strafstoss für den Sevilla FC! Nach einem Pass von der linken Grundlinie soll Vitolo von Sommer mit der Hand am Knöchel getroffen worden sein. Ein schmeichelhafter Pfiff!

Willkommen zurück im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán! Sevilla ist heute nicht unverwundbar – um den Andalusiern richtig wehtun zu können, müssen die Borussen jedoch mutiger dagegenhalten. Nach den Niederlagen in der Bundesliga ist der Sicherheitsfussball aber verständlich. Es wird wohl nur wenige Anhänger der Fohlen geben, die mit einem Punkt nicht zufrieden wären. Die andere Begegnung der Gruppe D zwischen Manchester City und Juventus ist übrigens auch noch torlos.

Halbzeitfazit:
Borussia Mönchengladbach übersteht die erste Champions-League-Halbzeit der Vereinsgeschichte ohne Gegentor: Das ist eine der wenigen positiven Nachrichten für die Schwarz-Weiss-Grünen beim Auswärtsspiel in Sevilla. Gegen die Andalusier sind die Fohlen von den harten letzten Wochen gezeichnet und nehmen zur Stabilisierung der Defensive einen sehr passiven Part ein. DIe Hausherren dürfen anrennen und können sich trotz der zahlreichen gegnerischen Beine eine Vielzahl an Möglichkeiten herausspielen. DIe Favre-Elf schafft es hin und wieder nach vorne und bekommt dann auch durchaus Räume angeboten. Dennoch ist das torlose Unentschieden zur Pause sehr schmeichelhaft. Es braucht eine grosse Portion Glück, damit die Borussia heute etwas Zählbares mit auf die Heimreise nimmt. Bis gleich!

Jantschke nickt weit über den Kasten! Stindl hat durch einen Konter einen Eckball herausgeholt, der von der rechten Fahne durch Traoré vor das Tor gebracht wird. Jantschke kommt aus sechs Metern in Bedrängnis mit dem Kopf dran, kann aber keinen Druck hinter die Kugel bringen.

Sevilla erhöht die Schlagzahl nochmals, will den Führungstreffer unbedingt noch vor dem Pausenpfiff erzwingen. Dass dieser hochverdient wäre, muss eigentlich nicht mehr erwähnt werden. Gameiro schiesst aus 16 Metern gegen die Laufrichtung von Sommer, der mit den Fingerspitzen klasse pariert.

Vom ersten Etappenziel, ohne Schaden in die Kabine zu kommen, sind die Borussen bei aller Unterlegenheit gar nicht mehr so weit entfernt. Coke zieht von rechts in die Mitte, zirkelt das Spielgerät aus 20 Metern aber weit am linken Winkel vorbei.

Auch stimmungsmässig spricht bisher viel für Sevilla. Die Schwarz-Weiss-Grünen sind nur in sehr kurzen Phasen zu hören. Im Gästeblock herrscht derzeit nur die Hoffnung, dass man dieses torlose Unentschieden irgendwie über die Zeit rettet. Das 0:0 ist sehr schmeichelhaft für den Premierenteilnehmer.

... Gameiro mit dem Volleyschuss! Wendt kommt nach der Hereingabe zwar als erster Akteur mit der Stirn heran, verlängert aber auf den zweiten Pfosten. Dort schliesst der Franzose aus der Drehung ab und verpasst den Querbalken nur um Zentimeter!

Die Fohlen leisten sich jetzt einige Fouls unweit des eigenen Kastens. Die standardstarken Gastgeber scharren mit den Hufen, haben sich nach ruhenden Bällen aber noch keine Möglichkeiten erarbeiten können. Nun will Banega vom rechten Sechzehnereck hineinflanken...

Das Spiel ist nicht besonders hitzig, aber von beiden Seiten ziemlich hektisch geführt. Selten gibt es ruhigere Phase auf dem Rasen: Entweder attackieren die Andalusier oder Mönchengladbach gibt die Kugel nach Gewinn schnell wieder her.

Gameiro trifft das Aussennetz! Reyes wird auf der linken Aussenbahn mit einem hohen Anspiel in Richtung Grundlinie geschickt. Der Spanier flankt auf den ersten Pfosten, wo Gameiro Jantschke enteilt. Er verlängert mit dem Kopf knapp neben die linke Torstange.

Sevilla brennt hier wahrlich kein Feuerwerk ab, wird teilweise aber in den Gladbacher Strafraum eingeladen. Nur der bisherigen Abschlussschwäche der Andalusier ist es zu verdanken, dass die Fohlen die erste halbe Stunde ohne Gegentor überstanden haben. Nur ganz selten trauen sich die Fohlen etwas zu.

Aktuell gibt es fast keine Entlastung für die Elf vom Niederrhein. Sie hat sich nochmals weiter nach hinten geschoben und igelt sich vollkommen am eigenen Strafraum ein. So werden die Räume für die Hausherren zwar eng gestellt, doch auf Dauer reicht dies nicht aus.

Krychowiak zieht auch heute kein bisschen zurück, begeht nun schon das zweite härtere Foul im Mittelfeld. Schiedsrichter Královec zeigt an: Noch ein weiterer Regelverstoss und die erste Verwarnung des Abends ist fällig. Mönchengladbach kommt bisher ohne viele Fouls aus.

Zu oft tanken sich die Rot-Weissen bis zu den Grundlinien durch, als dass es bei ähnlichem Fortgang über 90 Minuten für Mönchengladbach gutgehen könnte. Korb und Wendt werden von ihren Kollegen aus dem Mittelfeld jedoch auch oft alleine gelassen.

Der Mut der Borussia wächst, es gelingen jetzt mehr Angriffe bis in das letzte Felddrittel. Vorne scheitern weitere Abschlüsse jedoch daran, dass man es nicht mal aus der zweiten Reihe probiert. Gerade Traoré hatte schon ein, zwei weitere gute Bälle auf dem Fuss.

Die Favre-Truppe leist sich immer wieder gefährliche Ballverluste im Zentrum. Auf der Doppelsechs fehlt weiterhin die Stabilität. Aus Sicht der Fohlen ist jede Minute ohne Gegentreffer - verdient oder unverdient - Balsam für die geschundene Seele.

Traoré schiesst knapp links vorbei! Raffael schafft im Rahmen eines Gegenstosses auf halblinks den Durchbruch in den gegnerischen Sechzehner. Er muss stoppen, kann dann aber für Traoré ablegen. Der Nationalspieler Guineas legt sich das Leder auf den linken Spann und zieht aus leicht spitzem Winkel ab. Rico muss nicht eingreifen.

Die Verunsicherung durch die letzten Wochen ist den Fohlen durchaus anzumerken. Trotz der defensiven Grundhaltung werden den Hausherren viele Lücken angeboten. Wenn die Kugel einmal erobert wurde, ist sie sehr schnell durch leichtfertige Fehler wieder weg.

Korb bekommt auf der rechten Abwehrseite sehr viel zu tun. Mit dem Tempo von Reyes kann der ehemalige U21-Nationalspieler nicht wirklich mithalten, sollte nun ein paar Meter tiefer agieren. Bei einem fragwürdigen Zweikampf an der Strafraumlinie hatte er eben schon viel Glück, dass der tschechische Schiedsrichter nicht einschritt.

Sommer zeigt sich auch bei der zweiten scharfen Flanke als sehr präsent an der Fünferkante. Der Schweizer hat bereits 14 CL-Spiele auf dem Buckel und ist damit der erfahrenste Borusse in diesem Wettbewerb. Auf seine Fähigkeiten könnte es heute entscheidend ankommen.

Hüben wie drüben sind die Abwehrspieler noch nicht richtig in der Partie. Wenn sie sich nicht deutlich steigern, erwartet uns ein torreicher Abend. Sevilla verschiebt das Geschehen jetzt weit nach vorne und übt grossen Drück auf die Schwarz-Weiss-Grünen aus.

Jantschke und Brouwers verpassen am zweiten Pfosten! Eine Freistossflanke aus dem halbrechten Raum erwischt die andalusischen Verteidiger auf dem falschen Fuss. Sie wird immer länger. Am Ende stehen sich die beiden aufgerückten Fohlen gegenseitig auf den Füssen. Chancenmässig der Ausgleich für Gladbach!

Reyes vergibt die Riesenchance auf den Führungstreffer! Infolge eines Angriffes über den rechten Flügel können die Hausherren fast ungehindert in das Zentrum spielen. Vitolo schliesst aus 14 Metern ab und trifft den linken Pfosten. Reyes muss aus kurzer Distanz nur den Fuss hinhalten, ballert aber drüber!

In den ersten Momenten kreist die Kugel durch die Reihen der Andalusier, die jedoch noch keinen nennenswerten Raumgewinn verzeichnen können. Bislang spielt sich das Geschehen im Mittelfeld des Spielfeldes statt, das sicht in bester Verfassung befindet. Mönchengladbach nimmt zunächst eine passive Rolle ein.

Drei Neue finden sich in der Startformation Sevillas wieder. Den Kasten hütet Sergio Rico, da die etatmässige Nummer eins Beto wegen einer Bänderverletzung im rechten Knie für die nächsten Wochen ausfällt. Ausserdem ersetzen Ever Banega und Reyes Kakuta (nicht im Kader) und Llorente (Bank). Einzige Spitze im 4-2-3-1 ist Kevin Gameiro.

Lucien Favre hat im Vergleich zur 0:3-Pleite gegen den HSV eine personelle Änderung vorgenommen, die allerdings einige taktische Unterschiede nach sich zieht. Für den erneut verletzten Martin Stranzl rückt Ibrahima Traoré in die Startelf. Lars Stindl kehrt zurück in das defensive Mittelfeld; Tony Jantschke übernimmt in der Innenverteidigung. Granit Xhaka ist gesperrt: Ausgerechnet gegen den heutigen Gegner flog er im Rückspiel mit Gelb-Rot vom Feld.

Sevilla gegen Mönchengladbach - auf geht's! Nach 37 Jahren, fünf Monaten und drei Tagen ist die schwarz-weiss-grüne Borussia zurück auf der ganz grossen internationalen Bühne. Kann sie ihre Alltagssorgen aus der Bundesliga hinter sich lassen und sich teuer verkaufen oder ist sie der perfekte Aufbaugegner für die Andalusier? Der Gastgeber ist heute übrigens erstmals seit mehr als fünf Jahren Abstinenz in der Champions League vertreten.

Bei angenehmen 21° C haben die Hauptdarsteller soeben den Rasen betreten und lauschen nun der Hymne der Champions League. Der erste Gänsehautmoment für die mitgereisten Anhänger vom Niederrhein.

Als hauptverantwortlicher Referee im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán wird Pavel Královec fungieren. Der 38-jährige Tscheche erlebte seinen bisherigen Karrierehöhepunkt bei den Olympischen Spielen 2012 in London, wo er drei Partien leitete. Er ist seit September 2011 in der Champions League unterwegs. An den Seitenlinien wird Krávolec von Roman Slyško (Slowakei) und Martin Wilczek (Tschechien) unterstützt. Tomáš Mokrusch heisst der Vierte Offizielle; Torrichter sind Petr Ardeleanu und Michal Paták (alle Tschechien).

Das letzte Aufeinandertreffen beider Vereine fand übrigens im Frühjahr statt, als man sich im Sechzehntelfinale der Europa League gegenüberstand. In 180 Minuten konnten die Fohlen zwar auf Augenhöhe agieren, doch Sevilla war das geschicktere Team und nutzte seine wenige Möglichkeiten konsequent aus. Auf dem Weg zum erneuten Titelgewinn in Warschau waren die Borussen wohl der schwerste Gegner für das Emery-Team. Insofern werden die Hausherren den Gegner aus Deutschland heute wohl kaum unterschätzen.

Der Gewinn der Europa League Ende Mai hat natürlich einige Begehrlichkeiten bei der europäischen Konkurrenz geweckt. Am meisten schmerzt Trainer Unai Emery sicherlich der Abgang von Carlos Bacca (AC Milan), der in den letzten beiden Spielzeiten 49 Treffer beisteuerte. Der Umbruch ist bei den Rot-Weissen noch nicht vollkommen verarbeitet und umgesetzt, so dass sie vor einer ungewissen Saison stehen. Mit Vitolo, Banega oder Neuzugang Llorente befinden sich aber zahlreiche Akteure mit grosser Qualität in den Reihen Sevillas.

Wie der Gast vom Niederrhein haben auch die Hausherren bisher noch keinen Sieg einfahren können. Immerhin stehen nach den Auswärtsunentschieden in Málaga und in Valencia bei Levante zwei Zähler auf der Habenseite. Beim Heimauftritt gegen Atlético gingen die Andalusier allerdings vor heimischer Kulisse mit 0:3 unter und zeigte dabei eine sehr schwache Leistung. Damit steht Sevilla in der mit 20 Mannschaften bestückten Primera División auf Platz 18 und werden auch nicht vor Selbstvertrauen strotzen.

Zurück zur harten Realität im Frühherbst 2015. Nach den Pleiten in Dortmund, gegen Mainz und in Bremen hat sich die Situation der Mannschaft von Lucien Favre am Freitagabend noch einmal verschärft: Gegen Relegationsteilnehmer Hamburg verlor Mönchengladbach daheim mit 0:3. Mehrere Faktoren für die derzeitige Krise waren ersichtlich: fehlende Abstimmung zwischen den Mannschaftsteilen, Einzelaktionen ohne Unterstützung der Mitspieler und eine generelle Verunsicherung. Hinzu kommt, dass das Verletzungspech kräftig zugeschlagen hat.

Dass die Borussia heute ihre Premiere in der 1992 gegründeten Champions League feiert, täuscht über die Teilnahmen am Vorgängerwettbewerb Europapokal der Landesmeister in den 70er-Jahren hinweg. Aus fünf Teilnahmen am damals noch gänzlich im K.O.-Modus ausgetragenen Cup sprangen eine Finalteilnahme und ein Vorstoss in die Vorschlussrunde heraus: 1977 unterlag BMG Liverpool im Endspiel von Rom mit 1:3; ein Jahr später war gegen die Reds im Halbfinale Schluss. Mönchengladbach ist für erfahrene internationale Fans einer der grossen Namen.

Mit Sevilla, Manchester City und Juventus Turin hat sich bei der Auslosung vor zweieinhalb Wochen zum bisherigen schwachen sportlichen Abschneiden auch noch Pech bei den Gruppengegnern gesellt. Durch die Kräftemessen mit dem Vorjahresfinalisten, dem makellos gestarteten Tabellenführer der englischen Eliteklasse und dem Titelträger der Europa League nehmen die Schwarz-Weiss-Grünen nicht nur wegen der Talfahrt der letzten Wochen eine klare Aussenseiterrolle in der Gruppe D ein: Realistisch ist aktuell nur das Erreichen des dritten Platzes.

Lange haben sich die Anhänger der Fohlen ausschweifend auf die grosse europäische Bühne gefreut, nachdem sich die Borussen auf dem Rasen die direkte Qualifikation für die Gruppenphase durch eine grossartige Rückrunde redlich verdient hatten. Nach dem katastrophalen Beginn der Bundesligasaison steht die Champions League nun allerdings völlig im Hintergrund: Das rheinische Derby am Sonntag beim 1. FC Köln ist laut Aussagen der Beteiligten deutlich wichtiger als der heutige Auswärtsauftritt in Andalusien.